WAZ Stadtzeitung Witten                                             Dienstag, 7. August 1990

Freundeskreis ist erweitert
zum "Sextett"

Vertrag mit Tczew perfekt

(pw) Der Grundstein für die Freundschaft und die Zusammenarbeit zwischen Tczew und Witten ist gelegt. Gestern abend unterzeichneten Bürgermeister Klaus Lohmann und Stadtdirektor Reinhard Wiederhold für die Ruhrstadt und Präsident Ferdynand Motas für die polnische Stadt, die früher Dirschau hieß, den Freundschaftsvertrag.

1990 werde wohl für Witten, so betonte Klaus Lohmann in seiner Ansprache, ein "Partnerschaftsjahr", so wie es 1979 gewesen sei. Wolfen habe den Anfang gemacht, nun ist Tczew an der Reihe, Kursk und San Carlos werden folgen. Was die Kontakte nach Tczew angeht, so hat der Heimatkreis Dirschau, für den Witten 1958 eine Patenschaft, übernahm, ein gutes Stück Vorarbeit geleistet, Jugend- und Sportgruppen sollen folgen. Auf der Grundlage der bisherigen Kontakte sollen die Beziehungen zwischen den Menschen in Polen und Deutschland weiter verbessert werden.

Der Bürgermeister erinnerte an das Unrecht der Vertreibung und an die Verbrechen von Deutschen und in deutschem Namen, sprach die Anerkennung der polnischen Westgrenze an und betonte ganz besonders: "Man hätte den Vertriebenen schon früher sagen sollen, daß die alte Heimat nicht nach 1945, sondern schon 1939 durch Hitler und seine verbrecherische Kriegspolitik verspielt worden ist." Polen und das vereinte Deutschland sollten die Politik der Versöhnung und Verständigung konsequent fortsetzen, die Menschen aus Tczew und Witten können dazu ihren Beitrag leisten.

Stadtpräsident Ferdynand Motas kündigte konkrete Vorschläge seiner Delegation für die Zusammenarbeit an, wozu Jugendaustausch, Brieffreundschaften, Ausstellungen usw. gehören sollen: "Wir profitieren von den Zeiten des Friedens und sollen jetzt die direkten Kontakte zwischen den Bürgern unserer Staaten unterstützen."
Die Grüße und Wünsche des polnischen Botschafters in Bonn überbrachte Botschaftsrat Stanislaw Brzezinski, für den Heimatkreis Dirscbau sprach Georg Liedtke von einem wichtigen Ereignis für die Menschen in den beiden nunmehr offiziell befreundeten Städten.
Zur Erleichterung der Kommunikation zwischen Tczew und Witten soll ein Telefax-Gerät beitragen, das der Bürgermeister dem Stadtpräsidenten als Geschenk überreichte. Die polnischen Gäste revanchierten sich mit u.a. wertvollen Wandteppichen der Künstlerin und Ratsvertreterin Teresa Glinska. Die "alten Dirschauer" erfreuten Motas mit einer Chronik über die Geschichte des Kreises und einem Bildband.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Witten, 7. 8. 1990





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